Magdeburg: Sommer, Sonne, ISO 800

Magdeburg analog Lomoherz

Magdeburg: Sommer, Sonne, ISO 800

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Zuerst werdet ihr euch fragen: Auf den Bildern sieht es aus wie 25°C im Schatten und die nimmt einen Film mit ISO 800? WTF?!

Jawoll. Und es kommt noch besser: draußen waren es sogar 31°C!

Alles begann mit einem kleinen Überraschungspäckchen. Kodak Alaris hatte mir ein paar Testfilme zur Verfügung gestellt (yay!), als ich gerade den Koffer für Magdeburg packte.

Warum ich allerdings den Portra 800 und nicht den Ektar 100 auswählte, kann ich nicht mehr erklären. Ich weiß nur, dass ich den 800er schon lange mal testen wollte. Also legte ich ihn mehr oder weniger überlegt in meine Canon EOS 3000N und machte mich am nächsten Tag zur Dienstreise auf. Den Wetterbericht hatte ich natürlich nicht gecheckt.

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Bei Dienstreisen ist es meistens so, dass ich nach der Messe, Weiterbildung, Camp/Meeting oder wo auch immer ich bin, erstmal im Hotelzimmer chille und abends eine Runde durch die Stadt drehe, die ich im Idealfall noch nicht kenne. Wie auch in den letzten Monaten in Nürnberg, Hannover und Dresden.

Aber dann brachen in Magdeburg die Jahrhundertsommertage über uns herein und es hätte keinen Unterschied gemacht, ob ich um 4, um 6 oder 8 rausgegangen wäre – es war gefühlt immer gleich heiß und hell.

Ich überlegte, den Film bei der Entwicklung pullen zu lassen (ihn also künstlich in einen ISO 400 oder gar ISO 200 Film zu verwandeln). Aber dann fiel mir ein, wie beliebt zurzeit überbelichtete Portras sind und ich wollte schauen, ob der 800er ebenfalls Pastell-Töne produziert, wenn man ihn auf ISO 400 belichtet. Das heißt, dass ich alle Bilder, bis auf die Doppelbelichtungen, eine Stufe überbelichtet habe.

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Im Endeffekt sind die Bilder nicht wirklich cremiger oder satter geworden, was aber sehr wahrscheinlich an der Digitalisierung liegt. Ich habe sie von CEWE entwickeln und gleich mitscannen lassen. Dadurch sind sie sicherlich automatisch „korrigiert“ worden, was Helligkeit und Kontrast betrifft. Zum Selberscannen hatte ich keine Zeit. Nach dieser Erfahrung habe ich meine letzten überbelichteten Portras alle zu MeinFilmLab geschickt und bin mit ihren Ergebnissen mehr als zufrieden.

Und noch etwas ist mir aufgefallen: Dass Magdeburg auch schön sein kann. Hättet ihr auch nicht gedacht, oder? 😉

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Auf dem Weg zu den Großeltern bin ich unzählige Male durch Magdeburg gefahren und vor knapp 5 Jahren hatte ich sogar mal ein Vorstellungsgespräch an der Uni Magdeburg für einen leitenden Posten im International Office, den ich beinahe bekommen hätte. Komisch daran war nur, dass ich mir gar nicht vorstellen konnte, dort jemals zu wohnen. Die Hauptstadt Sachsen-Anhalts ist idyllisch zwischen Elbe und Vorharz eingebettet, aber der Krieg hat nicht viel von der Innenstadt stehen gelassen. Schnörkellos und ohne jede Ästhetik wurden neue Bauten ins Zentrum gesetzt und wie ich es auch drehe und wende…sie sind einfach nicht schön.

Mit dieser Erinnerung bin ich zusammen mit einer Kollegin im Hochschulbus hingefahren und war überrascht, dass unser Motel 1 im wohl schönsten Viertel lag: dem Domviertel. Hier kommen historische Stadtmauern, Marktplatz, Wiesen, Unterkünfte mit Flair, die Elbe, religiöse Stätten und ein Regierungsviertel im schönen Altbau zusammen. Am Rande steht die Grüne Zitadelle von Hundertwasser.

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Entfernt man sich allerdings aus diesem Ring historisch gemütlicher Natürlichkeit, läuft man sogleich Gefahr, sich gegenüber schnöden Plattenbauten und absolut unspektakulärer Architektur wiederzufinden. Also lieber im Domviertel bleiben und die Aussicht genießen 🙂 Vor allem wenn dort im Sommer Stadtfeste, Open Air Theaterstücke oder wie bei uns, die Fête de la Musique gastieren.

***

Fazit zum Film: Der Portra 800 ist ein Film für alle Lebenslagen. Eigentlich gedacht für lichtschwierige Verhältnisse, kann er auch – wie man sieht – an sonnigen Tagen verwendet werden.

Grundsätzlich gilt ja, je mehr ISO, desto mehr Korn. Die Körnung ist mir allerdings nur bei einigen wenigen Bildern aufgefallen und ist auch dann noch überhaupt nicht aufdringlich. Kodak hat es in dieser Hinsicht einfach drauf. (Ich bin eher ein Fan von Fine Grain, aber das ist wirklich reine Geschmackssache).Magdeburg

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Das Strahlewetter ließ mir natürlich kaum Spielraum, um mit der Tiefenschärfe zu spielen. Das ist der einzige Punkt, den ich ein bisschen bedaure, aber am Ende ist es ja meine eigene Schuld 🙂 Hätte ich schlechteres Wetter abgepasst oder auf die Dämmerung gewartet, wäre da sicher mehr (bzw. in diesem Sinne weniger Tiefenschärfe) drin gewesen.

Dass die Doppelbelichtungen so kontrastarm ausgefallen sind (mit Ausnahme der ersten Doppelbelichtung), liegt übrigens nicht am Film. Ich Dösbaddel hab das ISO-Rädchen mal wieder in die falsche Richtung gedreht: Joa, ISO 800 für Doppelbelichtungen halbieren? Nehm‘ wa mal 400 – mööp. Vor der letzten Doppelbelichtung (hier ganz oben zu sehen) hat sich mein überhitztes Gehirn dann aber wieder eingeschaltet – ISO 1600 muss es natürlich pro Aufnahme sein!

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Der Portra 800 ist durchaus ein charmanter Begleiter, auch wenn ich – allgemein gesehen – die Gesellschaft vom Portra 400 ein bisschen lieber mag. Für Indoor-Fotos oder Aufnahmen bei wenig Licht würde ich aber vorbehaltlos auf ihn zurückgreifen wollen.

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Der Portra 800 wurde mir freundlicherweise als Testfilm von Kodak Alaris zur Verfügung gestellt. Lieben Dank.

6 Comments
  • Pasadena85
    Posted at 10:57h, 15 August Antworten

    wunderschöne Fotos, vor allem die Doubles und ich bin sehr begeistert, dass der Film trotz so hoher ISO Zahl so gar nicht körnig ist, toller Film!

    LG, Ariane

    • Lomoherz
      Posted at 09:51h, 17 August Antworten

      Ja, das muss ich auch sagen und war wie du total überrascht! Aber gut zu wissen, nech? 🙂 Als ich bei 31°C dort ankam, habe ich innerlich echt die Hände über den Kopp zusammengschlagen….der Film war bereits eingelegt und ich hatte untypischerweise auch gar keine andere Kamera/Film dabei. Aber dank Überbelichtung und hoher Verschlusszeit funktionierte es wunderbar!
      Danke, Ariane und viele Grüße!

  • Dani
    Posted at 22:01h, 16 August Antworten

    Sehr schöne Fotos und ein klasse Bericht! Was mich jetzt bloß wundert: zur Zeit sind überbelichtete Portras „in“? Davon habe ich noch gar nichts mitbekommen… o.O Ich belichte meine Filme meist ganz normal, bloß bei den sehr alten Filmen schraube ich schonmal an der Iso. Allerdings hat mir das grad einen wunderschönen Kodak Elitechrome komplett versaut, ALLE Bilder bis auf eins komplett überbelichtet und nicht zu gebrauchen, ich hätte heulen können. Jetzt habe ich gelernt, dass diese Filme sich nicht so zum überbelichten eignen… Hätte mir das mal jemand früher gesagt. Liebe Grüße, Dani

    • Lomoherz
      Posted at 10:01h, 17 August Antworten

      Danke, liebe Dani!
      Oh ja, ist es! Vor allem auf amerikanischen Foto-Blogs + Instagram begegnen mir überbelichtete Portras zuhauf, es gibt sogar richtige Tutorials, wie weit man in der Überbelichtung gehen kann, die sich von der Überbelichtung mit digitalen Kameras ja immens unterscheidet.
      Besonders cool finde ich auch, dass MeinFilmLab besondere Rücksicht darauf nimmt, wenn man absichtlich überbelichtet, also auf den Pastell-Look aus ist und daher die Negative entsprechend scannt, während die Großlabore den Effekt korrigieren wollen und ihn damit wieder zunichte machen. Ich bin ganz verliebt in die Bilder.
      In der ersten Septemberwoche kommt der erste Beitrag mit überbelichteten Portra-Bildern, dann siehst du den Unterschied 🙂
      Dass mit dem Elitechrome wusste ich auch nicht und ist ja schrecklich 🙁 Also stört es den Elite nicht, wenn er schon 10+ Jahre auf dem Buckel hat?! Und gleich alle Bilder?? Oh man, das ist echt bitter!

  • Martina
    Posted at 18:45h, 18 August Antworten

    Tolle Bilder! Das mit dem falsch rechnen hätte auch von mir sein können 😉

    • Lomoherz
      Posted at 18:46h, 18 August Antworten

      Haha, echt? Gut zu wissen, das man damit nicht allein ist
      Passiert mir viel zu oft

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